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u Die Chroniken

der deutſchen Städte

vom 14. bis ins 16. Jahrhundert.

Dreizehnter Band.

AUF VERANLASSUNG HERAUSGEGEBEN UND MIT DURCH DIE UNTERSTÜTZUNG HISTORISCHE COMMISSION SEINER MAJESTAET BEI DER * DES KÖNIGS VON BAYERN KÖNIGL. ACADEMIE DER MAXIMILIAN II. WISSENSCHAFTEN.

Leipzig BVerlagvon ©. Hirzel.

1876.

Die Shroniken

der. niederrheinifhen Städte.

Cöln.

Zweiter Band.

AUF VERANLASSUNG HERAUSGEGEBEN UND MIT DURCH DIE UNTERSTÜTZUNG HISTORISCHE COMMISSION SEINER MAJESTAET BEI DER DES KÖNIGS VON BAYERN KÖNIGL. ACADEMIE DER MAXIMILIAN IL. WISSENSCHAFTEN.

Leipzig Berlag von ©. Hirzel. 1876.

8 Act;

Borwort.

Die Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhun— derts, welche ven vorliegenden zweiten Band ver Chroniken von Cöln eröffnen, nehmen zum Ausgangspunft die ins Deutfche überfegten latei⸗ nifchen Annalen, welche ſich als Annales Agrippinenses im XVI. Dante ver Monumenta Germaniae abgedrudt finden, um fie nach dem Jahr 1360 weiter fortzuführen. In der erjten deutſchen Bearbeitung (A) reicht die Fortjegung nur bis 1378, in der zweiten (B) fchon bis 1398; legtere hat jpüter noch eine weitere werthvolle Fortjegung bis 1434 erhalten und ift zugleich, ohne viefe Kortfegung, die Grundlage einer pritten und vierten Bearbeitung (C und D) geworben, von denen jebe theil8 neue Erweiterungen durch eingefchaltete Zuſätze, theils ſelbſtändig nebeneinander hergehende Fortſetzungen, die eine bis 1435, die andere bis 1445, tarbietet.

Obſchon die eine und andere Abfaſſung (B und D) fich für eine Cronica van Collen' ausgiebt, jo entjpricht doch ihr Juhalt nicht ganz folcher Ueberfchrift, indem fie auf der einen Seite nicht bloß von Cölni— jhen und damit zufammenhängenten Dingen berichten, ſondern auch - theilweife allgemeine Reichs- und Zeitgefchichte, insbeſondere Ereigniffe in ten Niederlanden und Frankreich mit hereinziehen, und auf ber ante- ren Seite feine fortlaufende und zuſammenhängende Erzählung geben, fonvern bloß Einzelnes, Wichtiges oder Unwichtiges, Locales oder All- gemeines herausgreifend und mitunter felbjt das für die Stadtgefchichte Wichtigfte übergehend, überall nur den Charakter ver Zufälligfeit in der Meittheilung aufzeigen und bie lofe Form aneinander gereihter Jahres— notizen beibehalten.

vi Vorwort.

Nur ein geringer Theil dieſes für tie Cölniſche Geſchichte werth⸗ vollen Quellenſtoffs A une B bis zum 3. 1395 S. 18—19; ift ſchon früher im Drud erfchienen; alles Uebrige wirt bier zum erftenmaf in ter Bearbeitung von Dr. 9. Cardauns veröffentlicht. Die Herftel- lung des Textes nach ven Hanrfchriften hat großentheil® Dr. C. Schrö- ber beforgt, ver jedoch vor dem Abfchluß als Mitarbeiter ausjchien ; nachher konnte Dr. Cardauns für ten Text C noch die befonters wichtige Copenhagener Hanpfchrift benutzen, welche ihm von ter bortigen Biblio⸗ thef, auf Anfuchen tes fönigl. preußifchen auswärtigen Staatsminifte- riums, mit dankenswerther Yiberalität nach Bonn überjenvet wurte.

Die Cölner Iahrbücher find, ihrerjeits wieter als Quelle dienend, in der von Heinrich van Bee um 1469 verfaßten Chronik Agrippina' benugt worden und mehr noch in die Koelhoffſche Chronik übergegangen. Ueber die Beichaffenheit ver erfteren Compilation, welche ſchon bei dem 3. 1419 abbricht, hat Dr. Ennen im Vorbericht zum erften Bande ber ‘Quellen zur Gejchichte der Stadt Cöln' S. xxvıı und auch in dem zu Bd. II der Geichichte von Cöln ©. xv Nachricht gegeben; mehr hier- über findet man in ver Einleitung von Dr. Cardauns zur Koelhoffichen Chronik (S. 226 230), woraus fich genugfam ergiebt, weshalb ver Abdrud der Agrippina, als hiftorifch völlig werthlos, in unferer Samm- fung unterblieben ift. j

Die bei Johann Koelhoff im I. 1499 zu Cöln gebrudte große Cronica van der Hilfiger ftat van Coellen’ hat in neuerer Zeit eine ums gleiche Beurtheilung erfahren. W. Wadernagel, unfer vortrefflicher und unvergeßlicher College in der biftorifhen Commiffion, nannte fie furz- weg “ein eigenthümliches Gemifch Fritiffofen Aberglaubens und ſchon ver gelehrten Kriti!’ J, während Niebuhr in einem feiner gehaltwollen Briefe an von Savigny aus Rom vom 1. September 1818?, worin er fich über die Gefchlechterverfaffung in ben italienifchen und deutſchen Städten verbreitet, mit Bewunderung von ter “vortrefflichen alten Cöllner Chro- nif redet, welche er nicht anfteht “theilweife zu unferen claffifchen Werten

zu rechnen, teren Verfaffer einer ver hellften Geifter unt wahrhafteften | & 1. Gedichte ber beutjchen Literatur 2. Lebensnachrichten Bd. II no. 378.

Vorwort. vii

Herzen iſt'. Der berühmte Geſchichtſchreiber Roms ſchätzte in ihr, gleich— wie in ven alten römischen Annalen, ven in dichteriſcher Einkleidung ver- hülften Kern einheimifcher Weberlieferung und nicht minder die naiv an- ſprechende Erzählung.

Beide Urtheile, wie ſehr fte fich zu widerfprechen fcheinen, find doch wohl geeignet, in Bezug auf Vorzüge und Mängel des Werks einander zu ergänzen und damit richtig zur ftellen. Im der That finden wir darin fritiffofen Aberglauben neben echter Weberlieferung, ungefchidte, ja lächerliche Anläufe gelehrter Kritik neben vortrefflichen Ausfprüchen über die Gebrechen, insbefonvere das Kirchliche Verberben der Zeit, welche dem aufrichtigen und frommen Sinne des Autors zur Ehre gereichen.

Was aber fir uns die Hauptjache ift, die KRoelhoffiche Chronik ift nicht bloß eine ans Älteren Quellen oder aus dieſen jelbit ſchon abgelei— teten Schriften gefchöpfte Compilation, fondern für vie zweite Hälfte nes 15. Jahrhunderts eine wichtige hiftorifche Quelle. Dazu fommt noch die hervorragende Stelle, die fie als fchriftftellerifches Erzeugniß in mittel- rheinifcher Profa im Bereich der veutfchen Literatur einnimmt. Daß fie in der einen wie in der andern Rückſicht die Aufnahme in unſere Samm- fung verdiene, war von vornherein nicht zweifelhaft: als abſchreckend ftand allein vor Augen vie befchmwerfiche Breite und Maffenhaftigfeit des Ganzen, woran ſchon frühere Verſuche einer neuen Edition gejcheitert find!. ine beträchtliche Abkürzung wur unerläßtich und ohne Schaben des Ganzen um fo leichter thunlich, als ein großer nur in Auszügen aus älteren Compilationen der Kaiſer- und PBapftgefchichte beftehender Theil des Werfs nebſt vielen weitläufigen Ausführungen des Autors über fo- genannte Opinien', d. h. verſchiedene Anfichten bezüglich der überliefer- ten Thatſachen, als bloß beſchwerender Ballaft wegfallen konnte. Weber das hierbei einzuhaltende Verfahren war e8 Suche des leitenden Heraus- gebers, fich mit ven Bearbeiter ver Chronik, Herrn Dr. Cardauns, im einzelnen zu verjtändigen. ‘Dem letteren lag vor allem bie ſchwierige

1. ©. die Einleitung S. 250. Auch lenſammlung deutſcher Gejchichte vorzu- E. von Groote beabfichtigte, wie er 1824, bereiten: Reifferfcheid, Erinnerung an E. 4. Zan., an I. Grimm fchrieb, wie die von Groote (Monatsichrift für rhein.-

Hagen'ſche Reimchronik, jo auch die große weſtfäl. Gefch. I, S. 557). Chronik der heiligen Stadt für die Quel⸗

VIII Vorwort.

Quellenunterſuchung ob, um das von dem Autor Entlehnte von dem, was er ſelbſtändig hinzugefügt hat oder wovon die benutzte Quelle ſich nicht mehr nachweiſen ließ, auszuſondern. Die im Druck an den Rand geſtellten Quellencitate dienen zur Orientierung auch über den Inhalt ver ausgelaſſenen Stücke. Von der dem Autor ſelbſt angehörenden Ausfüh— rung iſt in dem früheren auf ſolche Weiſe abgekürzten Theil des Werks vornehmlich alles auf die Geſchichte von Cölun Bezügliche und auch ſonſt faſt mehr als genug ſtehen geblieben, um das Ganze nach ſeinem Werthe zur Geltung zu bringen.

Der gegenwärtige Band enthält demnach in abgelürzter Geſtalt ſchon über zwei Drittel des alten Druds (236 Folioblätter von 350), während ver noch übrig bleibende und nahezu volljtändig aufzunehmende Reſt dem folgenden Bande vorbehalten bleibt.

Die Abjchrift des Textes, welche dem Drud zu Grunde liegt, wurde von Dr. C. Schröter nach einem jchönen Exemplar der Münchener Hof- und Staatsbibliothef (Incun. s. a. 302) angefertigt und babei Die Rechtichreibung nach allgemein angenommenen Grundſätzen vereinfacht (ſ. Bd. IS. 20). Das Verpienft ber hiftorifchen Bearbeitung gebührt Herrn Dr. H. Cardauns. Bei ver Reviſion der Drudbogen hat fich auch Prof. Birlinger in Bonn betheiligt.

Dei dem ſchon faft zu großen Umfang, ten ber vorliegende Bank erreicht hat, mußte ver Schluß meiner in Bd. I vorangeftellten Abhand- lung über die Gejchichte und Berfaflung der Stadt auf den dritten und legten Band verfcheben werden, ebenfo wie das Regifter und das Gloſſar, welche ohnehin zwedmäßiger zugleich für beide Bände gegeben werten.

Erlangen im September 1876.

C. Hegel.

Inhaltsverzeichniß.

Seite

Borwort .. Co Co one en v

Die Chroniken der Stadt Cöln.

V. Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderts. Einleitung ......... ... 3 Zert und Anmerkungen.. · 18

Recenſion ....... 18

B........... .... 28

| ..... ... 71

Deo oo on 125 Beilagen.

I. Lateinische Chronikenfragmente 1332 1488 . . . 2.222... 193

II. Lateiniſche Reimchronik 1I081 1472. . . . 2. 2 2 . nn 203

VI. Die Eronica van der billiger ftat van Coellen 1499.

Einleitung. > > 2:2 oo 211

Zert und Anmerkungen - > >: om oo en 253

ae en 639

V. Sölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhundexks.

Städtechroniten. XII. 1

Ginleitung.

Die Blüthezeit ver Annaliftif in lateiniſcher Sprache reicht in Cöln genau bis zur Mitte des 13. Sahrhunderts, und fo auffallend es auch ericheint, daß man gleich nach der letten glänzenden Leiftung die Pflege eines fast feit hundert Iahren blühenden Zweiges der hiſtoriſchen Litteratur verlaffen haben jollte, fo finden fich feitvem doch nur äußerſt ſchwache Spuren lateinifcher Annaliftif, nämlich das fog. Anonymi chronicon 1238 1369 und bie großentheils wörtlich übereinftimmen- ven Annales Agrippinenses bis 13601. An legtere ſchließt fich eine Reihe zu verfchiedenen Zeiten entftantener aber untereinander untrenn- bar zufammenhängender Aufzeichnungen in beutfcher Sprache an. Die: jelben bezeichnen fich gewöhnlich als ‘Chroniken’, bei ihrem annaliftifchen Charakter aber wird ver Gefammttitel Cölner Iahrbücher' als ver paf- jenpfte erfeheinen. Die mir befannten Hſſ. gruppiren fich in vier Recen- fionen.

Die Recenfion A ift bereit8 1864 nach der einzigen Trierer Hſ. Rec. A. von Floß bekannt gemacht worden ?. Bis 1360 ift fie faft nichts als ein Auszug aus den Annales Agripp. ober einer mit diefen aufs engfte zufammenbängenvden Compilation. An wenigen Stellen tritt fie dem Chron. anonymi etwas näher, doch ift die Abweichung nie jo bebeu- tend, daß fie fich nicht durch Textverſchiedenheiten erklären ließe, die nur auf Rechnung des Schreibers zu fegen find: von den Nachrichten, welche Anon. chron. allein hat, findet fich feine Spur, dagegen werben die meilten Irrthümer ver Ann. Agripp. getreufich nachgejchrieben, auch wenn Anon. chron. das Richtige hat. Selbjtändig ift nur die Nach- richt zu 1298, über das Zufrieren des Rheins 1305 und Kleine Eintra-

1. Vgl. Bd. I, Allgem. Einl.ıxxvi. Niederrhein XV, 178—187. 2. Annalen des hiſt. Vereins für den i*

Rec. B.

4 V. &ölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhundert.

gungen zu 1307, 1309, 13, 15, 20, 30, 31, 54. 56, die entweder aus einer vollftändigeren Hf. ver Ann. Agripp. ftammen oder anderswoher entlehnt fine. Irrig dagegen ift es, auf Grund dieſer Zuſätze bie Ann. Agripp. als “eine Uebertragung diefer Chronik ins Lateinifche mit Aus⸗ lafjungen und Fleinen Erweiterungen’ zu bezeichnen 1. Schon die größere Reichhaltigfeit, noch mehr vie weit genaueren chronologifchen Angaben ter Ann. Agripp. genügen, um das umgefehrte Verhältniß als das richtige erkennen zu laffen. Auch fcheint die latinifirende velativifche Anfnüpfung “in wilchme ftrive (zum Jahre 1269) und die feltfame Wendung ‘daden berfchauminge’ (zum J. 1288) ftatt des posuerunt tentoria sua der Ann. Agripp. auf Ueberjegung aus dem Lateinifchen hinzudeuten.

Hieran ſchließt fich, von gleicher Hand gejchrieben, eine Furze, nur im Schlußjahr ziemlich ausführliche Fortfegung bis 1376. Sie verdanft ihre Entftehung wohl eben tiefem Jahre, da die weiteren Zufäte zu 1377 und 1378 bereit8 von anderer Hand beigefügt find, und die Sühne von 1377 Febr. 16, die doch zu der genauen Erzählung des Krieges von 1376 einen paſſenden Abjchluß gebilvet hätte, ganz übergangen wird.

Daß der Verfafjer Cölner war, verfteht fich bei vem überwiegend Iocalen Charakter ver Nachrichten eigentlich von ſelbſt, doch gibt er ſich als jolchen und als Zeitgenofjen auch durch die Faſſung der Notizen über Aufhebung und Verhängung des Interdicts 1370 und 1375 (“wart uns ver janf gelacht’, ‘wart uns der ſank weder') zu erkennen.

Die zweite Recenfion (B), bereit 1871 nach der älteften, mit 1398 abfchließenden Hf. geprudt?, hat die erfte faft vollftändig in fich auf- genommen, aber vielfach erweitert und durch felbftänbige Nachrichten vermehrt. Die Heineren Zuſätze gehen zuweilen auf die Ann. Agripp. zurüd, aljo find diefe entweder mitbenußt, over es lag A in einer etwas ausführlicheren 3, ven Ann. Agripp. näher ftehenvden Faſſung vor. Jedenfalls aber liegt, wie der jehr genaue wörtliche Anſchluß beweift, ſchon eine ältere Recenfion in deut ſcher Sprache zu Grunde. Für bie meisten größeren Zuſätze konnte feine Quelle nachgewiefen werben. Häufiger und bedeutender werben fie erſt im 14. Jahrhundert, beifpiels- weife find ſämmtliche Notizen 1336 45 felbftändig.

Die beachtenswerthe Yortfegung beginnt mit 1377 die Zuſätze

I. Floß in den Annalen des bift. 3. Daß eine folche vorhanden war, Ber. XV, 178. läßt fih auch aus den Zuſätzen der Mün⸗

2. Durch Ennen in den Annalen des ftereifler Ehron. (Annalen XV, 188) zu bift. Vereins XXIII, 46—59. A entnehmen. Vgl. darüber unten,

Einleitung. 5

ver Rec. A find nicht mehr aufgenommen und fchließt in ver ältefien Hi. (B!), die feinesfalls lange nach Beginn des 15. Jahrhunderts ge- jchrieben wurte, mit 1398 ab. Sie entitand aljo vielleicht noch Ende bes 14. Jahrh., und auch die Bräfens - Sorm bei der Nachricht über bie verbannten Bürger zu 1396 (“und a8 ir jar umb fint, fo.wat manfi - doin heiſt, dat folen fi doin') verräth den Zeitgenojfen. Eine ganz gleichzeitige ſucceſſive Aufzeichnung aber Tann nicht angenommen werben, da der Tod Karls IV. zu 1379 (ftatt 1378) und der Krieg des Königs von Frankreich mit dem Herzog von Gelvern zu 1387 (ftatt 1388) erzählt wird. Vielleicht tritt nach 1390 ein anderer Verfaſſer ein, weil bier Hſ. B3 fchließt, vielleicht fchon 1382," weil die weiteren Nachrichten in Rec. C2 nicht mehr benutzt find.

An dieſe Fortfegung ſchließen fich in Hf. B2 noch einige kurze No- tizen bis 1408, in B? eine zweite werthvolle Fortfegung 1399 1434 an. Der erfte Sat verjelben (zum J. 1399) finvet fich auch noch in B2, fünf weitere Notizen in Rec. D wieber, der Reſt, der die Jahre 1404, 6, 8, 14—17, 19,20, 21, 24,25, 28, 31, 33, 34 betrifft, ift nirgendwo anders nachweisbar. Bon ganz befonderem Werth ift der eingehenpe Bericht über die Wahl Dietrichs von Mörs und feine Kämpfe mit ver bergifchen Bartei (1414— 17). Es unterliegt leiter feinem Zweifel, daß unjer Text lückenhaft ift: beim Jahre 1414 wird auf die noch nicht erwähnte Anwejenheit Sigmunds in Cöln als auf etwas ſchon erzähltes Bezug genommen; ähnlich heißt e8 bei 1428: “do quam ber carbenail weber zo Coelne, umb tat hei gerne freven gemacht hede under allen befen heren’, ohne daß eine Stelle vorausginge, worauf fich dies beziehen könnte. Dagegen laffen vie Schlußverfe deutlich erkennen, daß wenigftens bier nichts mehr ausgefallen ift, wie denn auch die das Ende bildende fehr genaue Bejchreibung des Sturmes von 1434 unmittelbar nachher geichrieben fein dürfte. Aller Wahrjcheinlichkeit nach haben wir e8 mit Auszügen aus früheren Aufzeichnungen zu thun, die der Schreiber viel- leicht mit einigen Driginalnachrichten vermehrte. Dafür fpricht auch der Umſtand, daß manche fehr genaue und mit dem richtigen Tagesdatum verfehene Notizen ins falſche Jahr gejett find (beiſpielsweiſe ift für bie Ermordung des Herzogs von Burgund ganz richtig Sept. 10 angegeben, aber 1426 ftatt 1419), ferner die ganz auffallende Ungleichmäßigfeit ver Erzählung, die bald eine kurze Periode in eingehenpfter Weife zur Dar: ftellung bringt, bald über eine Reihe von Jahren ſchweigend oder mit ein paar Worten hinwegeilt.

Borzugsmweile auf B directe Verwandtfchaft mit A zeigt fich nur gec.c.

6 V. Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderte.

an wenigen Stellen beruht die in zwei Hſſ. überlieferte Recenfion C. Anfänglich in eine Menge fonftiger Notizen eingewidelt, wirb B in der einen Hſ. (C) nur bis 1382 und vielfach auszugsweiſe, in der anderen (C}) dagegen bis 1396 und meift in wörtlichem Anfchluß ausgejchrieben. Hauptfächlich, jedoch nicht ausjchließlich, Liegt der Text der Hſ. B3 zu Grunde. Die Uenderungen und Zuſätze find anfangs unbedeutend, erft zu 1371 findet fich ein Einfchiebjel von größerem Umfange, von 1378 an aber werben die Erweiterungen immer häufiger und reichhaltiger, während vie Entlehnungen aus B immer feltner begegnen. Die beiben Hff. gemeinfame Fortfegung 1396 1402 ift durchaus original. Sie fehrt theilweife (auch manche der früheren Zuſätze) in der Koelhoff'ſchen Chronif wieder, das Jahr 1402 ift bier nicht mehr benutzt, alfo ver Necenfion C vielleicht erjt nachträglich beigefügt. Die meiften felbftän- digen Nachrichten find localer Natur, dazwijchen aber fteht manches zur Geſchichte von Achen, Berg, Eleve, Geldern, Jülich, einiges über nieber- ländiſche, weitfäliiche und oberrheinifche Vorgänge, auch die Erhebung König Ruprechts ift gut erzählt. Die meiften Angaben find fehr genau, bie Chronologie in guter Ordnung.

Bon ungleich größerem Werthe ift die zweite, nur in C! vorliegende Fortſetzung. Der Eingang ift wenig veriprechend: kurze Notizen über das Bifaner Concil, die Wahlen der Könige Soft und Sigmund, des letzteren italienischer Zug und die Berufung des Concils von Conftanz, fait alles mit jchweren Fehlern, offenbar aus unvolllommener Erinne- rung niebergefchrieben. Mit 1413 aber tritt eine Aenderung ein. Im eingehenter Darftellung erzählt ver Chronift die Bemühungen des Erz- bifchof8 Friedrich um die Nachfolge feines Neffen Dietrich, die Doppel- wahl von 1414, die wilde Stiftsfehbe der folgenden Jahre, ven Juden⸗ proceß von 1417 und bie Fehde der Stadt gegen die rheinifchen Kur⸗ fürften bis zum Friedensfchluß von 1419. Dazwilchen gedenkt er kürzer, aber genau und überfichtlih, der Vorgänge auf dem Eoncil, der großen Reife Sigmunds nach Frankreich und England ſowie ver englifch = fran- zöfifchen Kriege, jchiebt auch eine ziemlich umfangreiche Chronik über Sigmund als König von Ungarn ein. Geſchickt wird Locales mit All⸗ gemeinem verbunden, der ganze Bericht ift wohlgeorbnet, chronologiſch faft tadellos, nur ganz vereinzelt find ein paar gröbere Schniker mit un- tergelaufen. Offenbar ftanden dem Verfaſſer treffliche Nachrichten zu Gebote, die ihm gejtatteten, nicht bei ver Außenfeite ver ‘Dinge ftehen zu bleiben, er ift ein Mann, der diefe an großen Ereigniffen jo überreichen Jahre mit Verſtändniß und aufmerkſamem Blick purchlebte. Die Gleich-

Einleitung. 7

zeitigfeit der Aufzeichnung ftebt außer Frage. Am Schluß wird nämlich berichtet, 1419 Juni 11 habe vie Stadt, und beögleichen die feindlichen Sürften, dem Erzbifchof von Trier als Schiedsrichter ihre Forderungen überfandt, mit dem Zuſatze: ‘got geve, dat er ein gut recht ſpreche'. Es folgen nur noch wenige Angaben über vie Frietensverhandlungen der nächften Monate, die letzte über einen Schiedsſpruch vom September. Offenbar find aljo jene Worte im Sommer 1419 gefchrieben, wahr- fcheinlich noch im Juni, da gleich nach venjelben tas Datum Juni 17 - begegnet.

Außerdem enthält C! noch zerftreute Notizen zu den Jahren 1420, 26, 33—35.

Bedeutend erweitert, aber auch durch zahlreiche Fehler entftellt, Rec. D. findet fih B bis zum Schlußjahr der älteften Hf. (1398) in Rec. D wieder, die in fünf weiteren Nachrichten (1400— 1404) faft wörtlich mit ber Fortjegung in Hſ. B* übereinftimmt. ‘Die Zufäße zu B find anfangs werthlos: fie betreffen entweber bereits anderswoher und zwar weit beifer bekannte Ereigniffe, ober fie find fagenhafte Amplificationen, wie die Darftellung der Schlacht von Worringen (1288). Erft von 1371 ab erhalten fie größere Bedeutung, jo die Nachrichten über die Nieber- lage ver Weberzunft (1371, irrig zu 1372 erzählt), die Tanzwuth (1374), bie cölniſch-märkiſche Fehde (1391).

Dann folgt von 1399 ab eine Tortfegung, welche in wachſender Ausführlichleit bis 1445 reicht. Nur wenige Anhaltspuncte geftatten einen Schluß auf Zeit und Art ihrer Entjtehung. Die einzige vollftän- bige Hf., die gegen Mitte des 15. Iahrhunterts, aljo jehr bald nach dem Schlußjahr gejchrieben zu jein fcheint, rührt von einer Hand her, doch find mit Sicherheit (abgefehen von ver Länge ver behandelten Periode, bie ja faft ein halbes Jahrhundert umfaßt) mehrere Verfaſſer anzuneh- men, da nach 1408 eine Lücke von fünf Jahren folgt, das Jahr 1422 übergangen ift und bie Excerpte der Nürnberger Hi. (N) mit 1421 ichließen. Der Umstand, daß die Parallelnachrichten in der zweiten Hi. ber Rec. C nur bis 1434 reichen, erlaubt einen ähnlichen Schluß nicht, da fie mitten in der Niederlage der Huffiten abbrechen !. Die der Erwer- bung von Kaiferswerth durch Erzbifchof ‘Dietrich (1424) beigefügten Worte (dat i8 dem heren van Eleve grois onmoit ind zorn den Cleve⸗

I. Kerner erwähnt O2 zu 1419 die Tem ir viant, a8 hernae gefhrepen * Geburt des Herzogs Johann von Eleve volget’. Das kann fih nur auf bem

mit dem Zufaß: ‘ind der feloe fon was Soeſter Krieg (vgl. D zu 1444) beziehen. do dairnae des ganten gefticht van Col-

8 V. Eölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderts.

ſchen alſo Lange fi leven') deuten beftimmt auf einen Zeitgenoffen bin, doch kann im allgemeinen von gleichzeitiger Nieberjchrift nicht die Rede jein. Häufig werden Vorgänge früherer Jahre kurz zufammengefaßt jo bei Ausweifung der Juden zu 1424, eine Maßregel, deren Vorberei- tung fchon 1423 fällt; beim Tode Iohanns von Bayern, Bilchofs von Lüttich (1425); beim dänischen Krieg (1427), ver fchon 1426 ausbradh ; bei der Luxemburger Fehde (1443) oder auf einen jpäteren Vorgang bingewiefen, fo beim bänifchen Krieg auf deſſen vierjährige Dauer. Mehrmals ift die Jahreszahl abgejehen von Eleineren hronologifchen - Verſehen falſch: jo tft zu 1436 der erft zwei Jahre ſpäter abgefchlof- jene Waffenftillftand zwiſchen Berg und Geldern, zu 1424 die wenig- jtens zwei Jahre früher fallende Gefangennehmung bed Herzogs von Berg erzählt. Auch find innerhalb der einzelnen Iahre die Notizen nicht immer nach ver Zeitfolge georpnet.

Die Unterfuchung der einzigen vollſtändigen Hf. (D) ergab für pie Integrität des Textes ein tranriges Reſultat. Wiederholt bietet C? befjere Lesarten und bemerfenswerthe Zufäge. Ferner fcheint um Schluß einiges ausgefallen zu fein, denn ganz zu Ende wird ber 1445 Nov. 21 gejchloffene Waffenftillftand zwiſchen Berg und Geldern mit dem Ver⸗ Iprechen erwähnt, es folle nochmals tarauf zurüdgelommen werben (‘als herna gefchreven fteit’), gleich darauf aber bricht die Hf. mit einer Wit- terungsnachricht ab. Schwerer noch wiegt die Wahrnehmung, daß fich in jpäteren Chroniken (vgl. unten) Vieles in fehr abweichender und dann faft regelmäßig durch größere Neichhaltigkeit und beſſeren Zufammen- bang vortheilhaft abftechender Faſſung wiederfindet, fo daß unfere Hf. oft nur den Einbrud eines fehlechten Auszuges macht, der zudem von ſinnloſen, nur durch äußerfte Gebantenlofigfeit eines ungebilveten Ab- ſchreibers erflärlichen Fehlern wimmelt. Um ein auffallendes Beifpiel hervorzuheben, wird zu 1438 an bie Wahl König Albrechts eine Him- melserjcheinung mit ven Worten “in ber jelver vaſten' angefnüpft, ohne daß fich vorher diefe Zeitbeftimmung fände, in ver Koelh. Chr. Bl. 305° bagegen wird gleich die Wahl durch das Datum ‘30 halffaften’ beftimmt.

Endlich beweift ven jehr relativen Werth unferes Textes eine Ver: gleichung mit einer Hf. ver Würzburger Univerfitätsbibliothel in Fol. 811. Sie enthält neben der legten Fortjegung der Annal. Colon. ma- ximi, ber Chronica praesulum Colon. und einigen anderen Stüden eine Maſſe bald veutfcher bald Lateinifcher Nachrichten, die bald zur Rec.

1. Beichrieben von Huber in der Ein- IV, Borrebe Lıv. Bgl. Mon. Germ, SS, leitung zu Böhmer's Fontes rer. Germ. XXII, 529.

Einleitung. 9

D, und zwar fowohl zum überarbeiteten Theil wie zur Yortfegung von 1399 ab, bald zu dem ähnlichen aber erweiterten Text der Koelh. Chro- nik, bald zu eigenthümlichen Nachrichten der leßteren in unverfennbarer Deziehbung ftehen. Mit bloßer Abfchrift over Ueberſetzung aus D und ber Koelh. Ehronif haben wir es nicht zu tbun, denn mehrmals finden fich Die gleichen Nachrichten nebeneinander ſowohl in deutfcher als in la- teinifcher Sprache, eine Mühe, vie fich der Compilator Conrad Ifern- beuft wohl eripart haben würde, hätte ihm nicht bereits ein lateinifcher Text vorgelegen; außerbem aber ift Vieles weit genauer und ausführ- * licher, Anderes in Rec. D und in der Koelh. Chr. gar nicht auffindbar. Daß die lateiniſche Faſſung ftets die originale ift, läßt fich jchon wegen ber ſtark germaniftijch gefärbten Latinttät, noch mehr wegen des Umftan- des nicht annehmen, daß felbjt ganz Heine Zufäbe ver Rec. D zu B, wo erftere aljo in ver Hauptſache unzweifelhaft einem beutfchen Texte folgte, in der Würzb. Hf. Inteinifch wieverkehren. . Daraus ergibt fich mit leid⸗ licher Sicherheit, daß Iſernheuft eine lateiniſche Bearbeitung eines deut⸗ chen Textes vor fich hatte, der befjer und volljtändiger war als der der Rec. D, felbft in ihrer relativ guten von ber Koelh. Chr. benutzten Form. Ohne Zweifel hat Iſernheuft diefe Bearbeitung noch aus andern Quellen, bei denen dann vie lateinifche Faſſung die originale jein mag, ergänzt: dazu rechne ich die häufigen Angaben über Brände in Wipper- fürth, und eine Nachricht zu 1423 (f. Beilagen I, Bl. 90), die fich in Inteinifcher Faſſung auch in der Koelh. Chr. Bl. 295° mit dem Citat ‘alfus ſchrift einre in der croniden van ven bijchoffen van Eoellen’ findet. Die für die 'Vergleichung mit Rec. D und Koelh. Chr. inter- effanten, fowie vie in beiden nicht nachweisbaren Stellen find in Beilagel abgenruct, einige Kleinere Abweichungen und Zufäge in den Noten zu Rec. D und Koelh. Chr. beigefügt (citirt Würzb. Hf.’ oder “Beilagen I’ mit Blattzahl). Die fachlich vollfommen congruenten Angaben find übergangen.

Troß der mangelhaften Weberlieferung find bie bald furzen, balt ausführlichen Nachrichten unferer Fortfegung von bebeutendem Werth. Bon einer georpneten Darftellung freilich ift nichts zu entdecken. Vieles Wichtige, was in Cöln ober deſſen nächfter Umgebung vor fich ging, ift übergangen oder mit auffallender Kürze abgefertigt, die verjchiedenjten Dinge erfcheinen in buntefter Abwechslung durcheinander gewürfelt. Hier hören wir von Verfaſſungskämpfen in Cöln oder von ben zahl- reichen in ver Nachbarfchaft fpielenden Fehden, dann jchweift die Erzäh- fung nach Frankreich oder auf das Gebiet der Neichsgefchichte ab, bejon-

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ber& eingehend find die niederländiſchen Verhältniffe berückſichtigt. Da— zwijchen ftehen Himmelsbeobachtungen, Wetternachrichten, Angaben über Weincrescenz, Lebensmittelpreife, Münzfuß und eine Menge Heiner Localnotizen, die nicht felten ein großes culturhiſtoriſches Intereſſe bieten. Der (oder die) Verfaſſer fcheint das Meifte hinzuwerfen, wie er es eben jelbft gefehen oder durch Hörenfagen in Erfahrung gebracht bat, und das Ganze macht den Einprud einer faft zufällig und planlos entftandenen Notizenfammlung. Spuren von Benugung fehriftlicher Vorlagen laffen fich denn auch nur wenige nachweiſen: einmal (zu 1429) zeigt fich Ver⸗ wanbtfchaft mit Achener, ein andermal (zu 1426) Webereinftimmung mit Münfter’fchen Aufzeichnungen, an einer britten Stelle (zu 1437) ift eine Rathsverordnung benußt. Gemein: Obwohl zu verſchiedenen Zeiten entſtanden, zeigen boch alfe vier Gharal- Recenſionen gewiſſe gemeinfame Eigenthümlichleiten, was fich bei ihrem i vier Her, innigen Zuſammenhang leicht erklärt. Im Gegenſatz zu den theils älte- ven, theils gleichzeitigen Cölner Chroniken in deutſcher Sprache (Hagen, Weverflaicht, neues Buch, Memorinle des 15. Iahrhunderts), die ihre Entftehung mehr oder weniger einem bewußten Zweck ober einer be- jtimmten Veranlaffung verdanken und in georbnetem Zuſammenhang einen in fich abgefchlofienen Zeitraum behanteln, tritt hier bie Abſichts⸗ lofigfeit, der Stantpunct des ruhigen, an den Ereigniffen wenigftens nicht unmittelbar betheiligten Beobachter, ver vollfommene Verzicht auf innere Verbindung ber bald localen, bald auf die Gefchichte Deutſchlands oder des Auslandes bezüglichen, meift unabhängig neben einander geftell- ten, ftets durch ftereotupe Wendungen wie “in dem felven jair’, “in dem jelven mainde' eingeleiteten Mittheilungen aufs fehärffte hervor. Nur jelten verlaffen diefe Sahrbücher die Grenze des rein objectiven Referate, und wo wir auf eine lobende over tabelnde Bemerkung ftoßen, da ift es boch weniger das individuelle Urtheil des Chroniften, als der Ausprud ver am Wohnort desjelben herrfchenden Stimmung. Gerade darauf aber beruht die Unmittelbarkeit und Treue ver Erzählung, fo daß wir das Zurüdtreten ver Perſönlichkeit des Chroniſten gerade nicht zu be- dauern haben. Nur bie legte Fortfegung in C1 bilvet, wie fich aus frü- her Geſagtem ergibt, eine jehr bemerfenswerthe Ausnahme.

Als Annalen in deutſcher Sprache, die fich in ihrer erjten Geſtalt auf ältere Inteinifche Annalen ftügen, ein Werk vieler Hände und doch gleichartig in feinen Theilen, ftehen die Eölner Iahrbücher nicht verein- zelt va. Das 14. und 15. Jahrhundert ſah ähnliche Aufzeichnungen an weit von einander entlegenen Puncten Deutſchlands entftehen, namentlich

Einleitung. 11

aber bietet die “Nürnberger Chronik aus Kaifer Sigmund’s Zeit’ un⸗ verfennbare Analogieen: die allgemeinen Bemerkungen, welche ihr ber Herausgeber vorausgefchiet bat, Fönnen fat ohne Aenderung auf unfere Sahrbücher übertragen werben, nur daß bei legteren bie allmähliche Ent- jtehung weit Farer und inftructiver bervortritt. Auch vie Wichtigkeit für die weitere Entwicklung der localen Geſchichtſchreibung ift beiden gemeinjam.

Stark ift A benugt in ver gegen Mitte des 15. Jahrhunderts ge- ichriebenen Münftereifeler Chronif?. Kinige Stellen verjelben finten fich alferbings nicht in A, fondern nur in B, im allgemeinen aber fteht ber Text dem von A weit näher, auch reicht die Uebereinftimmung nur bis 1369: wahrjcheinlich lag aljo eine etwas erweiterte Faſſung von A, ohne die Fortſetzungen, vor. Der ſelbſtändige Theil, vereinzelte Notizen bis 1451, ift für die Gefchichte des Herzogthums Jülich recht beachtens- werth.

In enger Beziehung zu B fteht eine Aufzeichnung eigenthümlicher, wenn auch nicht jehr erfreulicher Natur, gereimte Cölner Aunalen (zum Theil Chronogramme) von 1081 ab, erhalten in einer Hf. des 15. Jahr⸗ hunderts 3, ein Machwerf, welches fich durch Barbarei der Sprache und faum glaubliche Freiheiten in ver Behandlung des Herameters felbft vor ten fchlimmften Erzeugniffen dieſer jeltfamen Gattung von Poefie noch auszeichnet. Bis 1397 decken fich weitaus bie meijten diefer rohen Verſe dem Inhalte nach ziemlich genau mit Rec. B, bie Congruenzen find viel zu zahlreich, um zufällig fein zu können. Nur zwei DVerje finden fich wörtlich bereit in ven Annales Agrippinenses. Daß der Reimanna- fit die Rec. B benußte und nicht umgefehrt, ift unzweifelhaft. Mehr— mals irrt er gröblich in ver Fahreszuhl, wo B das Richtige hat. Außer: dem ift die Form vielfach eine derartige, daß man mit den Thatſachen bereit8 vertraut fein muß, um errathen zu fönnen, was ver Poet eigent- (ih fagen will, und mitunter mußte fogar auf jedes Verftändniß ver- zichtet werben: unmöglich fonnten daraus die nüchternen Karen Angaben von B entftehen. Einige Notizen fehlen in B, und auch die an das Jahr 1397 angefchloffene Fortjegung bietet manches Brauchbare.

Viele Nachrichten ver Rec. D zum 14. und 15. Yahrhundert Teh- ven, meift wörtlich, in der Chronif Agrippina? wierer. Die Ueberein-

I. Chroniken der deutichen Städte I, 3. Beilagen 11. 4. Vgl. Bd. I, Allgem. Ein]. ıxxzı, 2. Annalen des hift. Ber, XV, 190,

12 v. Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderte.

ftimmung reicht jedoch nur bis 1419, ba mit diefem Jahre der ausgear- beitete Theil der Agrippina abbricht.

Ein Theil von C und faft die ganze Recenfion D ift in die Koel- hoff'ſche Chronik aufgenommen, die jedoch vielfach, wie bereits bemerkt, einem weit befferen und ausführlicheren Texte folgte. Zweifellos ſtanden dem Chroniften auch noch andere Annalen des 15. Jahrhunderts zu Gebote, die wir in ihrer urfprünglichen Faſſung nicht mehr befiten 1.

Das Verwandtſchaftsverhältniß diefes großen Complexes lateiniſcher und deutſcher Annalen ſtellt fich in folgendem Schema var:

Annales Agrippinenses 1360 (vgl. Anonymi chronicon). A 1316 (1378) Münftereifl. Chron. 1451. B— 1398 (1408. 1390. 1431). C 1402 (1419.1435). D 1445 (vgl. Würzb. Sf). Latein. Reimchronik. |Agrippina 1419.

Koelh. Ehronit.

Um das allmähliche Anwachſen ver Cölner Iahrbücher veutlich hervortreten zu laſſen, mußten auch im Drud vier aufeinander folgende Recenfionen unterjchieven werven?. Wiederholungen waren’ dabei un- vermeiblich, bei vollftänbigem Abdruck aber würde fich ihre Zahl ins Unerträgliche gejteigert haben. So ift eine Menge wörtlicher Entleh: nungen nur angeveutet und ein großer Theil ver Necenfion C wegge- lafjen, die Kleinen Aenderungen und Zufäge unter die Varianten von B eingeorbnet worten. Die abgeleiteten Säge find durch Heinere Typen, Heinere Abweichungen und Zufäge innerhalb folcher Abfchnitte durch Sperrdruck ausgezeichnet. Weberflüffig erfchien es, regelmäßig das be- treffende Quellencitat am Rande beizufügen: genügen wird hier die all- gemeine Bemerkung, daß bie Entlehnungen in B aus A, die in C und D aus B herübergenommen find. Nur wo ver abgeleitete Text eine andere Sahreszahl als der urjprüngliche bot, war ein Randvermerk nöthig.

Die beigegebenen Noten beruhen, foweit fie Cölner Verhältniffe betreffen, großentheil8 auf ungedruckten Materialien des Cölner Stapt- archivs. Am meiften wurben die jehr reichhaltigen Copienbücher, die leider dürftigen älteften Rathsprotokolle (Libri registrationum sena- tus) von 1396 ab und die Fehberegifter des 14. und 15. Yahrhunderts (Mſc. A xım, 40) benutt, Anderes ift nach Ennen's Gejchichte der

1. Vgl. Bd. I, Allg. Einl. Laxvu. Einleitung. 2. Bgl. den zweiten Abjchnitt dieſer

Einleitung. 13

Start Cöln citirt, welche die Schäge des Eölner Archivs in umfaſſend⸗ fter Weife verwerthet und von 1389 (Schlußjahr des 5. Bantes ber Quellen zur Gejchichte der Stadt Cöln) an fast ausfchlieglich auf Archi- valien fußt. Aus ver zur Controle verwendeten Chronikenlitteratur find (abgejehen von cölnifchen Localquellen) befonders hervorzuheben Levold's von Northoff Chronica comitum de Marca!, Gert's van ver Schü- ren Chronif von Cleve und Mark?, vie Limburger Chronif3 und bie Fortſetzung Königshofen’s *.

H. Cardauns.

1. Ausgabe von L. Troß, Hamm des Vereins für naſſauiſche Alterthums⸗ 1859. Aeltere Ausgabe bei Meibom Seri- kunde VI, 415. ptores rer. Germ. I, 377. 4. Mone, Quellenſammlung ber ba- 2, Ausg. von Troß, Hamm 1824. diſchen Landesgeſchichte I. 3. Ausg. von Roſſel in den Annalen

Handfchriften.

Die bier nachfolgend abgenrudten Cölner Iahrbücher liefern ein intereffantes Beifpiel dafür, mie aus dem Keime kurzer chronikalifcher Aufzeichnungen andere umfänglichere erwachjen und fich entwideln. Auf ber Grundlage ver erften beruhen bie folgenden, eine an die andere an- fnüpfend, ven Inhalt der früheren zum Theil wörtlich in fich aufneb- mend, aber dabei bald weiter zurückgreifend, bald die vorige fortfegenn, bald originale Einjchiebungen in größerer Zahl und zum Theil won be- beutendem Umfange varbietend. Wenn e8 den Anfchein haben könnte, als genügte e8, nur zwei verſchiedene Necenfionen zu unterjcheiten, eine grumblägliche und eine zweite, letere bie einfache Erweiterung ber erften, jo würde fich doch bald herausftellen, daß damit nur ein getrübtes Bild ber wahren Entwidlung gegeben wäre: der Verfuch, die Abweichungen ber verſchiedenen Handfchriften, vie fich von jener älteften entfernen, alle ber zweiten erweiterten Necenfion als einfache Varianten beizugeben, würde zeigen, daß die Maſſe ver Varianten ven Text überiwuchert und erfticht hätte. So erfchien e8 am gerathenjten, vier verſchiedene Recen⸗ fionen zu unterfcheiven und (bei wörtlichen Entlehnungen mitunter in abgefürzter Form) abzubruden, von denen vie dritte und vierte aber nicht mehr direct auf ver erften, fonbern auf der zweiten beruhen. Dieſe Re— cenfionen, bie wir ihrer Hiftorifchen Folge entiprechenp mit ven fortlau- fenden Buchſtaben A bis D bezeichnen, find folgenden Handſchriften entnommen:

Recenfion A einer Bergamenthandjchrift des 14. Jahrh. im Beſitz der Trierer Stabtbibliothef Nr. 1423, 10 BI. in kl. 4%; vie Chronik beginnt Bl. 3 und geht bis BL. 10°. Abgedrucdt Annalen des hift. Ver- eins für den Niederrhein XV, 178. |

Recenfion B liegt in vier Texten vor:

B! eine Papierhandjchrift im Befige des Geh.- Rath. 3. Forft in Cöoln, gefchrieben um das Jahr 1400, 16 BI. in ſchmal Folio; einige

Handichriften. 15

ber Blätter find ſchadhaft, mehrere beim Heften unrichtig georonet. Abgedruckt Annalen des hift. Vereins XXIII, 46—59. Auf dieſe Hi. beziehen fich die im Druck beigefügten Blattzahlen. B2, Hanbfchrift nicht auffindbar, entnommen dem Abdruck bei ©. W. Detter, Sammlung verjchievener Nachrichten aus allen Theilen ver biftorifchen Wiffenichafften. Bo. 1. Erlang und Leipzig 1749. ©. 435 463. B3 eine Bapierhandfchrift des Cölner Stadtarchivs A II 102, 5 Bll. in kl. Folio, bilden die Schlußblätter einer Miscellanhandſchrift. Die Hſ. gebört noch dem 15. Jahrhundert an und feheint vem legten erzählten Ereigniß (Belagerung von Neuß 1475; f. die Varianten) gleichzeitig zu fein. B? eine Papierhandſchrift des 15. Jahrh. auf ver fünigl. Bibliothek zu Berlin, Ms. Germ. Oct. 277, 36 bejchriebene und 16 unbe- ſchriebene Blätter. Auf dem Vorlegeblatt find einige Notizen in hol- ländifcher Sprache mit der Unterjhrift H. v. Wijn eingetragen. Die DU. 1—14® enthalten unfere Recenfion; daran ſchließen fich fünf mit der Necenfion D übereinftimmenve Notizen (1400 1403) und dann folgt eine durchaus originale Fortfegung bis zum Jahre 1434. Auf BL. 33* beginnt eine Bifchofsreihe bis auf Frederich van ‘Daefel’ 1161, ohne allen Werth. Die Recenfion C ift in zwei von einander fehr verjchiedenen Hfi. erhalten 1:

C1 Hf. ver königl. Bibl. zu Kopenhagen?, fign. Gl. Kgl. Saml. N. 666. Pap. Fol. erfte Hälfte des 15. Jahrh. Auf dem nachträglich beigeflebten Vorlegebl. fteht oben bie purchftrichene Eintragung: Ex li- bris Henrici Meyssenij, Durani Juliaci. Hagae 12. Jan. AP, 1615. Unten: Sum Michaelis von Meere. Die erften 57 Bll., von Anfang an roth foliirt und von gleicher Hand befchrieben, enthalten eine buntſcheckige Chronik bi8 1419. Zuerſt allerhand Notizen aus der alten und evangelifchen Gejchichte, meiftens nad Martin von Zroppau und Ekkehard, der wohl unter ver einmal citirten hiſtoria Ro ana’ zu ver- ſtehen ift. Es folgen ein paar kurze Auszüge aus Hagen’s Reimchronif, eine Menge faft ganz werthlofer Notizen über Cölner Erzbiſchöfe und

[1. Die Hf. Ci wurde erft aufgefun- arbeitung erfahren. 9. €.) den, als Herr C. Schröber feine Thätig- 2. Sie wird erwähnt bei Erichien, keit für die Einer Chroniken eingeftelt Udſigt over den gamle Manufcript-Sam- hatte. Der auf Recenſion C bezügliche ling idet ftore Kongelige Bibliothef (1786) Theil des Schröder'ſchen Manufcriptes 85, und im Archiv der Gef. VII, 153. bat in Folge deſſen eine